Geschichte von Schalkholz

Die Geschichte von Schalkholz

...begann vor etwa 100.000 Jahren während der vorletzten Eiszeit, als gigantische Eismassen, mächtige, kilometerbreite Ströme von Schmelzwasser und wiederkehrende Vereisungen die Landmassen des heutigen Schleswig-Holsteins mit unvorstellbaren Kräften bewegten und formten. Während einer zwischenzeitlichen Warmphase betraten steinzeitliche Jäger und Sammler jene Geesthügel von Schalkholz, die bis heute vom Kiesabbau fortlaufend abgetragen werden. In den 1970er Jahren wurden dort die Spuren ihrer Anwesenheit nachgewiesen. Mit dem Ausklang der letzten Eiszeit vor rund zehntausend Jahren waren es wiederum Jäger- und Sammlerkulturen, die mit dem langsam wärmer werdenden Klima und der damit erwachenden Flora und Fauna die Regionen nördlich der Elbe durchstreiften.

Die sogenannte Bauernsteinzeit begann bei uns vor rund 6000 Jahren, mit ihr wurden auch in Schleswig-Holstein die ersten Menschen sesshaft und begannen mit Ackerbau, Viehzucht und Vorratshaltung. Mit diesem fundamentalen Kulturwandel ging später auch die Errichtung beeindruckenden Grabanlagen einher. In Schalkholz existierten ursprünglich eine beachtliche Anzahl an sehr imposanten Steinkammergräbern, von denen leider nur ein Bruchteil bis in das 20. Jh. erhalten geblieben sind. Möglicherweise gehörten die Erbauer diese Grabanlagen ursprünglich zu der Siedlungsgruppe auf dem östlichen Dithmarscher Geestrücken, welche ursprünglich aus Süden kommend, sich auch im Raum Albersdorf erfolgreich niederließen.

Die ausgehende Steinzeit mündete nahtlos in die sogenannte Bronzezeit, beide Epochen überlagerten sich zeitlich, je nach Region, unterschiedlich stark. Ihnen gemeinsam war jedoch eine Bestattungskultur in aufwendigen Grabhügeln, welche ca. 600 Jahre vor Christi Geburt endete. Die meisten der bronzezeitlichen Grabhügel in Norderdithmarschen wurden auf der Suche nach wertvollen Grabbeigaben von hiesigen Raubgräbern rücksichtslos durchwühlt, die „Beute“ entweder als Sammlerstücke einbehalten oder für stolze Summen an Museen verkauft.

Die Epoche der Bronzezeit hat als große kulturelle Leistung beispielsweise die Himmelsscheibe von Nebra hervorgebracht, oder auch den Entwicklungsprozess des Fernhandels. Zumeist der sogenannten Bernsteinstraße folgend, vom Mittelmeerraum in die Nord- und Ostseeregion.

 


Weitere Jahrhunderte

Für die nachfolgenden Jahrhunderte ist die wissenschaftliche Erkenntnislage Norddeutschlands ausgesprochen dünn. Bedingt durch geänderte Bestattungskulturen gelangten in der Folge deutlich weniger Grabbeigaben in den Boden, das Eisen löste die Bronze als Material für Waffen und Werkzeuge ab. Römische Schiffe erkundeten um Christi Geburt die Gewässer der deutschen Bucht, ihre Chronisten verfassten erste Beschreibungen unserer Küstenlandschaft.

Etwa drei Jahrhunderte später wird das sogenannte Nydamboot als Opfergabe in einem Moor nahe Sonderburg versenkt, heute zu bewundern im Landesmuseum Schleswig. Etwa zeitgleich wurde das römische Imperium immer schwächer, seine Truppen verließen um 400 n. Chr. Britannien und zogen sich dauerhaft hinter die Rhein-Donau-Grenze zurück. Angeln, Jüten und Sachsen verließen ebenfalls ihre angestammten Heimatgebiete nördlich der Elbe und gründeten jenseits der Nordsee in Britannien neue, starke Königreiche. In weiten Teilen Mitteleuropas verdrängten die aus Osten eingefallenen Hunnen raubend und plündernd ganze Völker aus ihren angestammten Territorien, die sogenannte Völkerwanderung war auf ihrem Höhepunkt.

Um etwa 600 n. Chr. lebten in Dithmarschen sächsische Stämme und gaben Ortschaften wie Tellingstedt vermutlich ihre Namen. Diese Menschen waren Bauern, Krieger und Handwerker und verehrten mit heidnischen Ritualen nordische und Natur-Gottheiten.

Zwei Jahrhunderte später eroberte Karl der Große die westlichen Gebiete zwischen Elbe und Eider. Unter ihm wurde das Christentum zur Staatsreligion erzwungen, erste hölzerne Kirchen entstanden ab 810 n. Chr. in Hamburg, Schenefeld und Meldorf. Wikinger und Friesen fahren zu dieser Zeit mit der Tide auf Eider und Treene bis nach Hollingstedt, von dort weiter auf dem Landweg bis nach Haithabu. Missionare verbreiteten so das Wort Gottes auch in Dänemark und Schweden.

Das Mittelalter war die herausragende Epoche von Kirchengründungen in Dithmarschen, diese wurden in einer später erstellten Urkunde erstmals für das Jahr 1140 benannt; gegründet wurden einige wenige von ihnen vermutlich aber wesentlich früher. Um das Jahr 1200 entwickelte sich eine selbstbewusste, politische Eigenständigkeit der Dithmarscher Kirchspiele. Unter anderem begünstigt durch äußere, angespannte Macht- und Kräfteverhältnisse sowie einem florierenden Handel mit Getreide und Schlachtvieh, welcher den Bauern reiche Einkünfte bescherte und in der Folge immer wiederkehrend fürstliche Begehrlichkeiten weckte.

Aus dieser Dynamik in Richtung einer Eigenstaatlichkeit entwickelten sich die ursprünglichen vier Kirchspiele zu bedeutenden und regional eigenständigen Zentren mit weitreichendem Einfluss und weltlicher Macht, die weit über kirchliche Belange hinaus gingen. In den darauf folgenden Jahrzehnten verstärkte sich dieser Prozess erheblich und mündete in einer ersten, überregionalen Verwaltungs- und Rechtsstruktur; dem Rat der 48er „Uppe de Heyde“. In Folge dieser Entwicklung wird Schalkholz in der ersten Niederschrift des Dithmarscher Landrechts 1447 urkundlich erstmalig erwähnt. Allerdings nicht als Siedlung, dies geschah erst um das Jahr 1480, sondern als waldbestandener Abschnitt der Norderhamme, welcher zum Schutz des Landes diente. Das Dithmarscher Landrecht von 1447 verbot nach § 21 ausdrücklich das Schlagen eines Baumes:

„Vortmer efft dar iemant begrepen worde na dessem daghe, dede Hamme howede efte schalkholte stuvede efte jenighe landwere in unsem lande. de schal tegen unse land ghebroken hebben LX lüb. mk.“

Nach der siegreichen Schlacht bei Hemmingstedt im Februar 1500 war die „Bauernrepublik“ auf dem Höhepunkt ihrer Eigenständigkeit, welche noch annähernd sechs Jahrzehnte andauern sollte. 1559 kämpften die Dithmarscher in einer letzten Fehde vergeblich um ihre Freiheit. Über die südlich von Schalkholz gelegene Tielenaubrücke durchbricht ein dänisch dominiertes Heer die Verteidigungslinie der Dithmarscher und erzwingt später die Kapitulation. In den darauf folgenden dreihundert Jahren ist Dithmarschen, und somit natürlich auch Schalkholz, ein von Fürsten abhängiger Teil im Herzogtums Holstein. Bemerkenswert dazu: seit dem Jahre 1560 waren für die nachfolgenden 280 Jahre durchweg nur 17 Bauern- und 4 Katenstellen für das Dorf verzeichnet, eine nennenswerte Expansion der Siedlung ist demnach ausgeblieben. Vermutlich ließen die nur begrenzt zur Verfügung stehenden, landwirtschaftlichen Flächen keine höheren Erträge zu?

Nach der Niederschlagung der Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1848–1851 begann eine wirtschaftliche Erholung, die auch mit der fortschreitenden Industrialisierung einherging. Jahrhunderte alte, bäuerliche Strukturen veränderten sich langsam, aber unaufhaltsam mit dem Zuzug von Wanderarbeitern, die sich später auch in der Gemarkung Schalkholz ansiedelten und dort sesshaft wurden; beispielsweise Nordfeld, Krim, und auch Vierth. Die dem Kirchspiel Tellingstedt angehörende „Bauerschaft Schalkholz“ wird ab 1934 zur „Gemeinde Schalkholz“.

© Ralf Sasse, Schalkholt